Leichte Skitourenschuhe

In diesem Ausrüstungstipp beschäftige ich mich mit leichten Skitourenschuhen. Der Vergleich ist dabei subjektiv und bezieht nur zwei Marken, Dynafit und Scarpa, sowie jeweils zwei Varianten mit ein.

Warum leichte Skitourenschuhe: 

Leichte Skitourenschuhe bieten sich an wenn man mit starken Personen unterwegs ist, um noch mithalten zu können. Meine Frau hat sich zum Beispiel lange dagegen gewehrt, da die vorhandene Ausrüstung noch kaum Abnützungserscheinungen aufgewiesen hat. Nach dem Wechsel schafft Sie mit gleichem Kraftaufwand deutlich mehr Höhenmeter und kommt entspannt in der Gruppe mit. Ich selbst gehe gerne lange Skitouren und diese will ich entspannt absolvieren.

Generell hat ein leichter Skitourenschuh nicht nur Vorteile. Die Abfahrtsperformance ist mit den Vertretern der schwereren Klasse, zum Beispiel dem Scarpa Maestrale, nicht gleichzusetzen. Dazu aber im Laufe des Vergleiches mehr.

Die Vergleichskandidaten:

Der Klassiker und Begründer einer neuen leichten Skitourenschuh-Generation:   


   Dynafit TLT 5
   Der hier abgebildete Schuh
   hat mich auf knapp 200
   Touren begleitet.

 

 

 

 

 Der Nachfolger in der zweiten Generation:

   Dynafit TLT7 als Performance Modell                    

 

 

 

 

 Der (erste) Skitouren-Rennschuh für den gewöhnlichen Skitourengeher:

  Scarpa Alien 

 

 

 

 

Der aktuelle Modell des Scarpa Alien, der Scarpa Alien RS:

   Scarpa Alien RS      

 

Die technischen Daten bei Schuhgröße 28,5:

Dynafit TLT 5: Gewicht 1327 Gramm, Sohlenlänge 307mm

Dynafit TLT7: Gewicht 1086 Gramm, Sohlenlänge 303mm

Scarpa Alien: Gewicht 877 Gramm, Sohlenlänge 296mm

Scarpa Alien RS: Gewicht 998 Gramm, Sohlenlänge 302mm

Review TLT5:

Im Vergleich zu den aktuellen leichten Skiourenschuhen ist der TLT5 ein Schwergewicht. Mittlerweile hat das gute Stück knapp 200 Touren und über 250.000hm absolviert. Der Innenschuh ist leicht durchgelaufen und die vorderen Schnallen wackeln bedenklich, halten aber immer noch. Für einige Nutzer ein Kritikpunkt, wenn man es aber im Griff hat keine schlechte Lösung, ist die herausnehmbare Zunge, die den Aufstieg leichter gestaltet und in der Abfahrt eine erhöhte Stabilität bietet. Man kann auch ohne Verwendung der Zunge abfahren. Ich verwende den Schuh bis heute auf den breiteren Ski.

Erst mit dem Alien RS habe ich die gleiche Abfahrtsperformance bei geringerem Gewicht gefunden.

 

Review TLT7:

Den TLT6 habe ich ausgelassen, wobei dieser gegenüber dem TLT5 vor allem bei der vorderen Schnalle an Stabilität gewonnen hat. Nachdem der Alien in der Abfahrtsperformance nicht an den TLT5 herankommt und auf einem breiteren Ski kaum einsetzbar ist, habe ich mir den TLT7, diesmal als Performance Modell, zugelegt. Das Seilzugsystem für den Einschnallenverschluss erschien innovativ und löste das Problem, dass im offenen Zustand der hintere Verschluss soweit vom Schuh absteht wie beim TLT5. Ich hatte beim Verschlusshebel des TLT5 immer Bedenken, dass bei Klettereinlagen dieser Verschluss abbrechen könnte. Leider ist es mir beim TLT7 nie gelungen eine optimale Einstellung zu finden, die mir im Aufstieg keinen Druck an den Füßen verursacht und die mit einmaligem Umlegen des Verschlusshebels zu einem performanten Abfahrsverhalten geführt hätte. So war und ist es immer notwendig den vorderen Verschluss vor der Abfahrt und bei einem ggf. durchzuführenden Wiederanstieg separat zu verstellen. Dies ist fummelig, so dass der Zentralverschluss gegenüber zwei einzelnen Verschlüssen eher einen Zeitnachteil als einen Vorteil bringt. Zu guter letzt ist jetzt, nach nur 25 Touren, der Seilzug (Stahlkabel) des vorderen Verschlusses, bei dem Versuch den Schuh für die Abfahrt fest zu verschließen, gerissen. Die Reparatur erfolgte kostenlos, mittlerweile ist der Schuh wieder einsatzfähig. Ich werde nun nicht mehr versuchen den vorderen Verschluss mit letzter Konsequenz eng zu verschließen, damit verbleibt die schlechte Abfahrtsperformance, zumindest mit meinen Füßen.

                              

 

                                          

Fazit: Nur bei optimal verschlossenem Schuh unter Verwendung des Verschlussbandes kommt die Abfahrtsperformance in etwa an den TLT5 heran. 

Review Alien:

Von Anfang an war ich vom Gewicht und der Leichtigkeit des Alien begeistert. Eigentlich habe ich dem Schuh bei der leichten Bauweise nur so um die 50 Touren zugetraut, mittlerweile habe ich schon über 80 Touren und etliche Höhenmeter mit dem Schuh absolviert und ich habe im Netz gelesen, dass der Schuh bei einigen fleißigen Tourengehern noch viel mehr Höhenmeter durchgehalten hat. Der Innenschuh weißt kaum Abnutzungserscheinungen auf.  Ausgetauscht werden musste die beiden Zugseile des Verschlusses, einige Halterungen für den Boa-Verschluss und nun nach ca. 80 Touren das Stahlseil (Schnürband) am Boa Verschluss selbst. Die Halterungen für das Boa Stahlschnürband sind dabei schwer zu bekommen, einzig bei Gobbi-Sport in Arco wurde ich bisher fündig. Auf den Boa-Verschluss selbst gibt es eine Garantie für die Lebensdauer des Schuhs, so dass ich das Stahlband (Schnürband) kostenlos von Boa zugesendet bekommen habe: https://www.theboasystem.com/repair. Beim Boa-System für den Alien handelt es sich um ein H2-System mit 100cm Seillänge.

Der Schuh fühlt sich im Aufstieg an, als hätte man einen Turnschuh an. In der Abfahrt mit verschlossenem Zentralhebel (einfach, aber ein bisschen Kraftaufwand ist notwendig, sowohl beim Schließen als auch beim Öffnen), zeigt der Schuh eine ordentliche Abfahrtsperformance, die jedoch nicht ganz an einen TLT5 fast jedoch an einen TLT7 heranreicht. Damit setzte ich den Schuh bevorzugt auf etwas schmäleren und leichteren Ski ein.

Dadurch, dass der Schuh einem im Aufstieg überhaupt nicht einschränkt, ergibt sich auch ein sehr leichtes Gefühl, wenn man einmal in Aufstiegsstellung mit Fellen abfahren muss. Diese Leichtigkeit hat mir immer wieder Probleme bereitet und meine Abfahrtsperformance sah in diesen Fällen sehr anfängerhaft aus. Gerade bei großen Durchquerungen wie der "Groß´n Reibn" hat mich das immer mal wieder vor Probleme gestellt. Alternativ kann man den Schuh natürlich verschließen. Dies bedingt dann auch Ängste bei großen Durchquerungen. Wenn das Zugseil reißen würde oder der Zentralhebel versagen würde, wäre der Schuh für mich in der Abfahrt kaum mehr fahrbar. Also entweder einen stabileren Schuh für diese Mehrtagestouren wählen oder ein paar Ersatzteile bzw. hoffen, dass der gut gepflegte Schuh nicht versagt.

Der Alien hat in den Jahren eine kleine Modellpflege erfahren. Die Öffnungen am Vorfuss und im Fersenbereich, die man früher mit einer kleinen Überzugsgamasche verschlossen hat sind mittlerweile mit einem permanent mit einem leichten Plastik verschlossen. Dies hat das Gewicht leicht erhöht, aber sorgt auch für ein bisschen mehr an Stabilität.

Alles in allem jedoch der Leichtgewichtsschuh mit noch akzeptablen bis guten Abfahrtseigenschaften, vor allem wenn die Schneeverhältnisse nicht zu schwer/tief sind, also bei Harsch oder Firn.

Review Alien RS:

Der Alien RS ist im Vergleich zum Alien ein anderer Schuh. Er macht einen deutlich stabileren Gesamteindruck. Im Alien RS hat man nicht mehr ganz das Turnschuhfeeling wie im Alien. Der Schuh ist höher und bietet schon in der Abfahrt mit Fellen im offenen Zustand deutlich mehr halt. Der Aufstieg geht unwesentlich schwerer als beim Alien, der Gewichtszuwachs hält sich in Grenzen und der etwas festere Sitz stört kaum. Der Verschluss lässt sich so einstellen, dass er mit einmal Hebel umlegen von Aufstieg auf Abfahrt umgestellt werden kann. Um dann ganz aus dem Schuh auszusteigen müssen die Verschlussschnüre oben aus den Halterungen herausgenommen werden. Die geht ebenfalls schnell und ohne die gesamte Einstellung verändern zu müssen.

Was den Alien RS richtig stark macht ist die gegenüber dem Alien deutlich verbesserte Abfahrtsperformance. Man hat hier nicht mehr das Gefühl mit einem Leichtgewichtsschuh unterwegs zu sein.  Die Abfahrtsperformance bewegt sich in etwa auf der Höhe des TLT5 Schuhes mit eingelegter Zunge. Damit kann der leichte Schuh auch auf breiteren Ski zum Einsatz kommen.

 

Ergänzung vom 28.02.2018: Man sollte den Innenschuh nach einer Skitour regelmäßig herausnehmen und den Schuh selbst trocknen, da es durch den engen Sitz des Innenschuhs in einer Art Gamasche nicht gewährleistet ist dass der Schuh sonst trocknet (machen vermutlich viele von Euch ohnehin regelmäßig).

Ergänzung vom 10.02.2019: Die Seilzugschnur wurde mit der Zeit im Bereich des Ausgleichshebels sehr glatt, so dass die Schnur beim Zuziehen des Schuhs etwas nachgegeben (durchgerutscht) ist und damit der Schuh nicht 100%  fest sitzt. Beholfen habe ich mir ganz einfach, ein Knoten in der Schnur vor dem Ausgleichshebel verhindert das Durchrutschen und auch ohne eine regelmäßige Verstellung komme ich gut in den Schuh hinein und wieder heraus (natürlich mit geöffnetem Zentralhebel).

Von den Schuhen, die ich kenne/verwende, derzeit mein absoluter Favorit, wobei ich schnelle Einheiten auf einem leichten Ski weiterhin gerne mit dem klassischen Alien absolviere.